Donnerstag, 15. Oktober 2009

Rassistische Plakate


Sehr geehrter Herr Strehle

Vielen Dank für Ihren Einsatz für eine gerechtere und vor allem rassismusfreie Gesellschaft! Sie haben, genauso wie Sie das Anti-Minarett-Plakat als rassistisch verdammten, nun auch das unselige Anti-Waffenexport-Plakat klar als antisemitisch verdammt, und dafür gebührt Ihnen mein Dank.

Insbesondere freut es mich, dass Sie die Analyse dieses Raketen-Plakates, das wie das Minarett-Plakat nach der Methode KISS gestaltet ist, simpel und für Idioten verständlich, dass Sie diese Analyse an prominenter Stelle im Tagesanzeiger platziert haben, wie das sich gehört, wenn jemand wie in dunklen Zeiten die Juden für alles Übel verantwortlich machen will.

Sie haben in Ihrer Analyse richtigerweise sofort darauf hingewiesen, dass dieser zündelnde Schweizerbub, der Raketen produziert und zündet, dass der eine Kippa trägt, das eindeutige Erkennungszeichen des orthodoxen Juden - die Autoren des Plakates sagen also, wie Sie weiter richtig erläutern, dass die Schweizer, mit hasserfüllten Augen und fremdberstimmt durch Juden, Raketen produzieren, die dann an Deutsche, Amerikaner und Israeli geliefert werden, welche damit palästinensische, afghanische und irakische Muslime totschiessen - mit der höhnischen Aufschrift "Schweizer Qualität" auf den Raketen, wohlgemerkt!
Die Schweizer werden mit der Kippa dargestellt als Leute, die als Waffenproduzenten ihre ewige Sucht nach der Weltherrschaft leben und als gierige Banker mit dieser Industrie dick Geld verdienen und riesige Boni abzocken. Diese Schweizer, so suggeriert das Plakat und schürt damit uralte Ängste, sie sind von Juden gesteuert und im Grunde auch solche. Das ist die fürchterliche und rassistische Botschaft des antisemitischen Plakates, und Sie haben das sofort erkannt und denunziert, mit dem ganzen Mut, den es heutzutage braucht, um gegen das ganze Übel dieser Welt anzuschreiben.

Und Sie haben die Exekutiven aller Städte aufgefordert, das Plakat zu verbieten, und die haben dann in einer gemeinsamen Erklärung, die Sie verdankenswerterweise abdruckten, erklärt, dass diese Plakate nie und nimmer auf öffentlichem Grund aufgehängt würden, weil damit der international gute Ruf der lokalen Industrie geschädigt würde und die Exporte mit Sicherheit leiden würden.

Sie haben weiter dafür gesorgt, dass die Muslimverbände, die sich schon vehement gegen das rassistische Minarett-Plakat aussprachen, auch gegen dieses antisemitische Machwerk Stellung nehmen konnten. Herr Maizar hat dann auch seiner Sorge darüber Ausdruck gegeben, dass die Raketen wie Minarette aussähen und dass damit wieder einmal alle Muslime beleidigt würden.

Sie haben nicht zuletzt Professor Kurt Imhof und Professor Georg Kreis umfassend zu Wort kommen lassen in diesem Interview, das auf Ihren Leitartikel folgte.

Herr Kreis hat in diesem mutigen Interview in verdankenswerter Weise festgehalten, dass hier das schlimmste Plakat vorliege, das er in seiner ganzen Karriere überhaupt je zu Gesicht bekommen habe, weil hier eindeutig alle Schweizer in einen Topf mit den Juden geworfen würden, und Herr Professor Imhof hat ihn sekundiert und in seiner erfrischend kämpferischen Art richtigerweise gesagt, dass die Sonne auf dem Revers des Sennebuebli alle SVP-Mitglieder zu Juden mache, und überhaupt sei es katastrophal, wie das Plakat suggeriere, dass alle Schweizer in Sennentrachten herumlaufen würden, und das sei nun wirklich nicht der Fall, das sei der reinste Rassimus, da werde ein ganzes Volk verhöhnt, man müsse nur einmal ihn selber ansehen! Und er wäre sogar bereit, das am Fernsehen zu zeigen und in seinem üblichen Outfit in der Arena aufzutreten.

Danke, Herr Strehle! Das hat uns gefehlt!

Mit bewundernden Grüssen

Ihr treuer Leser

PS:
Leider habe ich diese Ausgabe des Tagesanzeigers wohl verlegt, denn ich finde sie im ganzen Haus nicht, und ich bitte Sie deshalb um Zusendung eines weiteren Exemplares, das ich - das verspreche ich Ihnen - zur Erinnerung an Ihren heroischen Kampf gegen den Rassimus einrahmen und im Schlafzimmer an die Wand nageln werde.
Es sei denn, ich hätte dies alles nur geträumt.
 

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