Montag, 30. August 2010

Wenn Journalisten Stimmen hören

Politiker und Journalisten sind empört über eine Aussage von Thilo Sarazin zu einem Judengen. Das Interview, in dem Sarrazin von Genen spricht, ist hier. Und hier der Ausschnitt:

Welt am Sonntag: Wer genau ist jenes „Wir“, von dem Sie im Buch sprechen?
Sarrazin: Die Identität eines Volkes oder einer Gesellschaft ist ja nichts Statisches, dennoch gibt es sie. Es gibt eine französische, deutsche, holländische Identität. Wenn es richtig läuft, wachsen Zuwanderer in solche Identitäten hinein, sie lösen sich aber irgendwann in dieser Identität auf, das Bild vom Melting Pot ist ja nicht falsch. Völker ändern im Laufe der Zeit ihr Gesicht, aber sie tun dies aus der kontinuierlichen Fortentwicklung ihrer Identität heraus. Es gibt über mehr als 1000 Jahre ein kulturelles Kontinuum der Entwicklung aus dem westfränkischen Reich in das heutige Frankreich und aus dem ostfränkischen Reich in das heutige Deutschland. Die kulturelle Eigenart der Völker ist keine Legende, sondern bestimmt die Wirklichkeit Europas. 
Welt am Sonntag: Gibt es auch eine genetische Identität?
Sarrazin: Alle Juden teilen ein bestimmtes Gen, Basken haben bestimmte Gene, die sie von anderen unterscheiden. 
Damit wirbt auch die Firma Igenea bei Leuten, die mehr über ihre Vorfahren erfahren möchten
Es gibt bestimmte genetische Merkmale, die auf eine jüdische Herkunft hinweisen. Mit einem DNA-Test von iGENEA kann Ihr DNA-Profil auf diese Merkmale hin untersucht werden.
Aber die Journalisten wissen es besser:
Welt am Sonntag: Wer „Kultur“ sagt und „Gene“ und noch lieber „Rasse“ gesagt hätte, der muss mit Vorwürfen rechnen. 

Woher wissen die Herren, dass er Gene statt Kultur sagen wollte, dort wo es um die Immigranten geht, und noch viel lieber Rasse gesagt hätte? Gedankenlesen? Visionen? Stimmen?

Was Journalisten und Politiker aus seiner Aussage heraushören, lässt vermuten, dass sie Stimmen hören. Da verbirgt sich der Antisemitismus, den man gerne dem anderen anhängen möchte (1). Man sagt dem Projektion.

Es gibt Spezialisten, die solchen Journalisten und Politikern helfen können. Die Kosten übernimmt die Krankenkasse.


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(1) «Jüdisches Gen» erzürnt die Deutschen und macht Israelis stolz (Tagesanzeiger 31.8.2010)
 
Necla Kelek zur Sache
Rezension FTD: "Sarrazins Buch ist erstaunlich sachlich" 
Sarrazins Erläuterung (die er auch an der Buchvorstellung brachte) 
Ein Intelligenzforscher zur Intelligenz

Korrelationen der Intelligenz (Vererbbarkeit):
Estimates in the academic research of the heritability of IQ have varied from below 0.5 to a high of 0.9. A 1996 statement by the American Psychological Association gave about .45 for children and about .75 during and after adolescence. A 2004 meta-analysis of reports in Current Directions in Psychological Science gave an overall estimate of around .85 for 18-year-olds and older.

 

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