Sonntag, 25. Oktober 2009

Das Dilemma und der dritte Weg

Minarette verbieten heisst auch, dass man sich auf die Logik des Islams einlässt: Es gibt den Islam, und den Rest, der gegen den Islam ist, insbesondere das Christentum. Daraus folgt dann, dass der Islam verfolgt wird, und aus der Verfolgung folgt die Logik, dass der Islam verteidigt werden muss, gegen die Kreuzritter. Das rechtfertigt dann den Jihad.

Der Artikel des Grossmufti geht genau so vor (ditto die Argumentation von Ali Bardakoglou). Im Artikel des Grossmufti wird erst von der Beleidigung aller Muslime durch die Initiative gesprochen, dann die Verpflichtung zur Freiheit nach islamischem Recht - was einfach heisst, dass die Freiheit des Islams bedroht ist, und zwar durch das Christentum. Am Ende fordert er auf, nicht unvernünftig zu handeln, also nicht das Minarett zu verbieten - weil das Verbot nach islamischer Logik den Jihad gegen das Christentum nach sich zieht.

Die Initiative bringt uns nun in ein Dilemma: Verbieten wir das Minarett, dann lassen wir uns auf die Logik des Islam ein und die Muslime können sich ihrem Groll und dem selbstdefinierten Opferdasein widmen. Lassen wir das Verbot weg, dann haben wir dem Druck der Drohungen nachgegeben und uns dem Islam untergeordnet. In der muslimischen Gemeinde kann unser Langmut durchaus so als Sieg wahrgenommen werden.

Ein dritter Weg kann darin bestehen, dass wir sagen, glaubt euer Zeug, beantragt eure Minarette, aber wir werden sie ohne Religionsdiskussion beurteilen. Wir sind hier kein Christus-Staat, sondern ein säkularer Staat. Da sind die Religionen dem Staat untergeordnet. Und das werden wir strikt durchziehen.

Der dritte Weg würde bedeuten, dass wir die Initiative ablehnen, die Minarette aus der Verfassung draussen lassen, und in Zukunft genau hinsehen.
 

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